Ereignishorizont Digitalisierung - Ausbildung

Die Digitalisierung in Ausbildungsberufen

Diese Woche (September 2019) beginnen zehntausende Auszubildende ihre Berufsausbildung. Viele junge Menschen starten in ihr Berufsleben. Der gerade veröffentlichte Ausbildungsreports des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zeigt jedoch: Es gibt  Herausforderungen! Insbesondere die Digitalisierung ist in der deutschen Ausbildungslandschaft ein echtes Sorgenkind. Zwar gaben in der Untersuchung des DGB immerhin fast 80 Prozent der Auszubildenden an, dass die Digitalisierung in ihrer Ausbildung wichtig sei. Gleichzeitig, und das ist besorgniserregend, fühlen sich aber nur gut 54 Prozent darauf vorbereitet, digitale Technologien auch zu nutzen. 

Kaum verwunderlich! In vielen deutschen Unternehmen herrscht immer noch extrem ausgeprägtes Ingenieursdenken. Alles wird bis ins letzte Detail geplant. Nach oft langer, sorgfältiger Entwicklung werden leistungsstarke, oft perfekte Produkte oder Services präsentiert. Zugegeben: Das hat in der Vergangenheit ja auch ohne Frage ganz hervorragend funktioniert! Der Ruf des deutschen Ingenieurs in der Welt ist nach wie vor „outstanding“. 

Was aber leider oft verkannt wird: Allein der Ruf des deutschen Ingenieurs hilft Unternehmen kaum mehr. Es sind andere Zeiten! Das aktuell wertvollste Unternehmen der Welt, Microsoft, war zuletzt 950 Milliarden Euro wert – das sind 950.000 Millionen Euro (Stand: 1.9.2019). Zum Vergleich: Dafür bekommen Sie die vier wertvollsten deutschen Unternehmen SAP (132 Milliarden €), Linde (92 Milliarden €), die Allianz (85 Milliarden €) und Siemens (77 Milliarden €) – und zusätzlich noch die gesamte deutsche Automobilindustrie mit Volkswagen (74 Milliarden €), BMW (39 Milliarden €), Daimler (45 Milliarden €) sowie die Commerzbank (7 Milliarden €) und die Deutsche Bank (14 Milliarden €) – und landen am Ende trotzdem nur bei etwas mehr als der Hälfte des Werts von Microsoft. Noch irrer fühlt sich das an, wenn man den Wert weiterer amerikanischer und chinesischer Tech-Firmen betrachtet: Apple (899 Milliarden €), Amazon (845 Milliarden €), Alphabet/Google (700 Milliarden €), Facebook (485 Milliarden €), Alibaba (460 Milliarden €). 

Angesichts dieser Zahlen ist es offensichtlich: Bisher gültige Annahmen und Vorgehensweisen sind hinfällig. Das wird so schnell auch nicht mehr anders. Und ist auf der Ebene von globalen Konzernen auch genauso gültig wie bei mittelständischen Unternehmen. Umso sträflicher ist es, dass viele junge Auszubildende sich nicht gut auf die Digitalisierung vorbereitet sehen. Auszubildende müssen deswegen konsequent ihre Ausbildungsbetriebe und auch die Berufsschulen in die Pflicht nehmen und einfordern, dass Herausforderungen der Digitalisierung vermittelt werden. Die Lösung ist dabei nicht, Tablets an Berufsschulen einzusetzen oder mit dem Chef im Betrieb via WhatsApp zu kommunizieren.

Notwendig ist eine intensive Auseinandersetzung in Theorie und Praxis nicht nur mit technologischen, sondern auch mit betriebswirtschaftlichen, volkswirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Facetten und Auswirkungen der Digitalisierung – über die gesamte Ausbildungsdauer hinweg. Die Strategie des Abwartens und lieber erst mal zu schauen, wie weit die anderen, also v. a. Amerikaner und Chinesen, mit den neuen digitalen Technologien kommen, wird nicht funktionieren (dies bezeichnet man als „not invented here“-Syndrom).

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Video: Daimler macht Auszubildende fit für Digitalisierung.

Geschrieben von