Ereignishorizont Digitalisierung - Google X

Google X – Die Innovationsfabrik von Alphabet

Viel wird gesprochen über technologischen Fortschritt und digitale Innovationen. Forschung ist dabei nicht nur an Universitäten und staatlichen Instituten angesiedelt. Auch finanziell extrem potente Tech-Konzerne investieren immense Beträge in Grundlagenforschung und anwendungsorientierte Wissenschaft. Beispiel Alphabet: Die Muttergesellschaft der Suchmaschine Google hat seit 2011 alle Innovationsprojekte im unternehmenseigenen Think Tank Google X gebündelt. Der auf der Website formulierte Anspruch: „We create radical new technologies to solve some of the world’s hardest problems!” Google X ist ein Wortspiel. X steht für das Unbekannte. Der Unternehmensname bedeutet also die Suche nach dem Unbekannten. Das Forschungslabor liegt in der Nähe des zentralen Google-Campus im kalifornischen Mountain View.

Inside Google X

Kaum etwas ist bekannt darüber, wie es in dem Google Think Tank zugeht. Einen der wenigen Einblicke liefert Alex Davies in seinem Artikel „INSIDE X, THE MOONSHOT FACTORY RACING TO BUILD THE NEXT GOOGLE“. Nachfolgende Erkenntnisse sind in Davies Artikel beschrieben.

Ideen für Forschungsprojekte kommen von Mitarbeitern aus dem Konzern (jeder darf Ideen einreichen!), von den Google-Gründern selbst, werden aber auch von Forschern von Konferenzen mitgebracht oder werden anhand wissenschaftlicher Publikationen generiert.

Mit einer Projektidee beginnt ein mehrstufiger Prozess. Im ersten Schritt steht die rigide Aussonderung von Ideen durch ein Prüfgremium: “Wherever they come from, most ideas stop first at the Rapid Evaluation Team. This small group meets a couple of times a week, not to advocate ideas but to shoot them down.” Im Mittelpunkt dieser ersten Prüfung stehen zwei Dinge: 1. die technische Machbarkeit sowie 2. die Analyse des von der Idee adressierten Problems. Dabei werden auch auf den ersten Blick krasse Ideen sorgfältig geprüft, z. B. die Energiegewinnung durch Lawinen (technisch aber nicht machbar!), der Bau eines Kupferrings am Nordpol um Elektrizität über das elektromagnetische Feld der Erde zu gewinnen (zu teuer!), oder der Bau von Offshore-Häfen mitten im Meer um die weltweite Logistik zu vereinfachen (regulatorisch nicht zu machen!).

Wird eine Projektidee vom Rapid Evaluation Team bestätigt erfolgt danach im zweiten Schritt eine detailliertere, im Wesentlichen wirtschaftliche Analyse: „The ideas that make it through this first evaluation are whisked to the Foundry, where whoever’s leading the fledgling project works through questions about the operations of the business they might create, something engineers aren’t always eager to do.“ Auch hier geht es im Wesentlichen um das frühzeitige Erkennen und Aussondern von Projekten ohne Perspektive.

Wird auch diese zweite Prüfrunde erfolgreich bestanden wird ein Projekt aufgesetzt. Trotzdem wird jedes Projekt immer wieder hinterfragt und geprüft – auch zu Zeitpunkten, zu denen das Projekt unter Umständen schon lange läuft. Ein aktuelles Beispiel eines Projektes, dass zu einem überraschend späten Zeitpunkt eingestellt wurde, ist die Entwicklung einer Kontaktlinse, die den Blutzuckerspiegel im Auge messen und Diabetikern das Leben leichter machen soll. Google schreibt in der Pressemeldung zum Projektstopp: „Our clinical work on the glucose-sensing lens demonstrated that there was insufficient consistency in our measurements of the correlation between tear glucose and blood glucose concentrations to support the requirements of a medical device.

Am Ende muss jedes Projekt DREI Eigenschaften stets erfüllen: “ANY PROJECT HOPING to qualify as X-worthy must […] involve solving a huge problem. It must present a radical solution. And it must deploy breakthrough technology.

In den Projekten können die Forscher auf alle ressourcen von Alphabet zurückgreifen und müssen sich kaum für Rückschläge rechtfertigen. Davies schreibt: „They’ve been allowed to fail over and over, each time learning a little bit more.“ Im Fokus stehen dagegen strategische Perspektiven und die langfristige Evaluierung neuer Umsatzmöglichkeiten. Wie viel Geld Alphabet dem Think Tank Google X zur Verfügung stellt ist dabei nicht bekannt. Auch die Anzahl dort beschäftigten Mitarbeitern wird geheim gehalten.

Aktuelle Projekte im Überblick

Wie mit Hilfe von Helium-Ballons, die in die Stratosphäre gebracht werden, das Internet in entlegene Winkel der Erde gebracht werden kann, erforsch das Project Loon: „Project Loon is a radical approach to expanding Internet connectivity. Instead of trying to extend the Internet from the ground, Loon takes to the sky via a network of balloons, traveling along the edge of space, to expand Internet connectivity to rural areas, fill coverage gaps, and improve network resilience in the event of a disaster.“ Das Projekt ist dabei schon recht weit fortgeschritten. Die erste kommerzielle Anwendung der Loon-Ballone soll in 2019 in Kenia erfolgen. Facebook hat sein vergleichbares Projekt namens Aquila übrigens kürzlich eingestellt.

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Video: Project Loon.

Wie Drohnen helfen, Waren und Güter in Gegenden ohne Infrastruktur auszuliefern, erforscht das Project Wing: „Project Wing is an autonomous delivery drone service aiming to increase access to goods, reduce traffic congestion in cities, and help ease the CO2 emissions attributable to the transportation of goods. Wing is also developing an unmanned traffic management platform that will allow unmanned aircraft to navigate around other drones, manned aircraft, and other obstacles like trees, buildings and power lines.

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Video: Project Wing.

Wie Kite-Drachen verwendet werden, um Elektrizität zu erzeugen, adressiert das Project Makani: „The Makani energy kite is an aerodynamic wing tethered to a ground station. As the kite flies in loops, rotors on the wing spin as the wind moves through them, generating power that is sent down a tether to the grid.

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Video: Project Makani.

Daneben forscht Google X auch an vielen vielen weiteren Themen. Zuletzt wurde z. B. bekannt, dass Google sich im Bereich Blockchain-Technologie engagiert. Auch die Entwicklung autonomer Fahrzeuge im Projekt Waymoist ein großes Thema.

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