Über die Selbstinszenierung von Influencer*innen – oder: Was haben die Influencer*innen immer nur mit ihren Haaren?

Viele Influencer*innen präsentieren sich in sozialen Netzwerken. Auffallend ist dabei, dass sich viele Influencer*innen ähnlich präsentieren.

Influencerinnen sind alle schlank und haben ein makelloses, stereotypisches Gesicht mit schönen langen Haaren. Auch in ihren typischen Posen, Gesten und Blicke ähneln sie sich. Auf vielen Posts haben Influencerinnen eine asymmetrische Körperhaltung. Das eine Bein wird leicht vor das andere oder daneben gestellt. Durch diese Haltung erscheint der Körper schmaler und die Beine wirken optisch länger. Durch diese Pose entsteht der Eindruck einer selbstbewussten und offenen Person. Ebenfalls typisch ist die S-Form. Dabei stehen die Frauen im Hohlkreuz und strecken ihre Brüste heraus. Dabei wirken Brüste und Gesäß verhältnismäßig groß. Die Arme sind meist angespannt. Es ist eine Pose, die den Frauenkörper automatisch sexualisiert. Dazu tragen Influencerinnen häufig freizügige Kleidung.

Unterstützt werden Körperhaltungen oft durch auffällige Blicke. Influencerinnen werfen oft einen scheinbar spontanen Blick über die Schulter. Sie stehen also meist von der Kamera abgewandt, nur der Kopf blickt über die Schulter zum Fotografen. Oft greifen sie sich ins Haar oder fassen sich ins Gesicht bzw. an die Lippen. Beides hat das Ziel Signale des Flirtens zu senden. Zusätzlich werden die Schultern nach vorne gebeugt, wodurch das Schlüsselbein in Fokus gestellt wird. Diese Geste repräsentiert eine offene Körperhaltung, bei der der Oberkörper und die Brüste in Vordergrund gerückt werden und einen erotischen bis sexualisierten Anklang bekommen. Besonders häufig lachen Influencerinnen auf ihren Bildern direkt in die Kamera. Meist ist dies jedoch ein inszeniertes Lachen, denn bei einem echten Lachen verengen sich die Muskeln um die Augen und sie sind kleiner. Durch das inszenierte Lachen hingegen öffnen sich die Augen und die Augen wirken voller. Zudem zeigen sie sich mit leicht geöffnetem Mund, was ebenfalls erotisch wirken soll. Die Öffnung erstreckt das Gesicht, sodass es schmäler wirkt. Die Augen sind leicht verengt und der Kopf ist zur Seite geneigt. Mit der S-förmigen Körperhaltung und der engen oder sogar freizügigen Kleidung wird die erotische Intention zusätzlich verstärkt.

Doch nicht nur weibliche Influencer stellen sich immer ähnlich in Szene. Auch bei männlichen Influencern gibt es Auffälligkeiten. Bei männlichen Influencern dominieren die Eigenschaften Stärke, Dominanz, Macht und Distanziertheit. Diese werden meist durch nackte Oberkörper, angespannte Arme-, Brust – oder Bauchmuskeln visualisiert. So soll die Überlegenheit des männlichen Rollenbildes zum Ausdruck gebracht werden. Viele Männer besitzen Tattoos, die sie gerne präsentieren, denn diese werden ebenfalls als stark und männlich angesehen. Auf vielen Fotos sind Influencer in laufenden Positionen zu sehen oder aufrecht auf einem Gegenstand sitzend. Dies weckt den Anschein, dass der Influencer zufällig fotografiert wurde, das Foto nicht gestellt ist. Oft sind sie lässig an etwas gelehnt, wie z. B. eine Laterne oder eine Hauswand. Eine der häufigsten Posen ist es, die Hände in den Hosentaschen zu haben. Dabei sind Oberarme angespannt und die Brust herausgestreckt. Manche Influencer ergänzen diese Pose durch eine Hand auf der Brust liegend. Oft haben die Personen auch ihre Arme verschränkt.  Typisch für die Selbstinszenierung männlicher Influencer sind Bilder, die in einem „männlichen“ Umfeld entstanden sind, wie z. B. in Fitnessstudios. Seltener sieht man Männer beim Shopping oder beim Frisör. Meist präsentieren sie sich bei  „männlichen“ Tätigkeiten oder mit „männlichen“ Gegenständen, z. B. Motorrädern.

Bei den nachfolgenden Beispiel Influencer*Innen tauchen genau diese Muster auf.   

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Beispiel: Pamela Reif

Viele ihrer Follower nennen Pamela Reif Miss Instagram. Die junge Karlsruherin (Jahrgang 1996) hat mit ihren Fitness-Selfies inzwischen über sechs Millionen Follower (Stand: Oktober 2020). Regelmäßig postet sie Fotos, auf denen  Schmollmund, wohlgeformte Bauchmuskeln und schlanke Beine zu sehen sind. Zudem nimmt sie regelmäßig Workout-Videos auf, die sie nicht nur auf YouTube veröffentlicht, sondern auch ihren Instagram Followern präsentiert. Sie wirbt für Produkte wie Detox-Tees und Designermarken. Neben YouTube und Instagram hat sie einen eigenen Blog eingerichtet, auf dem sie über ihre Reisen, Mode – und Beautytipps sowie Fitness berichtet. 

Erkennbar auf ihren Fotos ist aber auch ihre Freizügigkeit. Auf den meisten Fotos zeigt sie sich in knapper Wäsche und präsentiert ihren makellosen und trainierten Körper. Sie hat ebenfalls langes, blondes Haar und keine Makel an ihrem Körper. Ihre Haut erstrahlt ohne Falten oder Dellen. 

Ersichtlich wird auf ihren Fotos auch, dass Pamela Reif genau die oben genannten Methoden anwendet, um sich selbst im „besten Licht“ darzustellen. 

Angewinkeltes Bein und S-Förmige Körperhaltung

Blick über die Schulter und „ins Haar fassen“

Inszeniertes Lächeln und leicht geöffneter Mund

Beispiel: Madeline Mercedes

Madeline Mercedes ist eine deutsche Influencerin, die vom Bodensee stammt. Sie hat mehr als 800.000 Follower auf Instagram (Stand: Oktober 2020). Auf ihren Bildern präsentiert sie v. a. Modemarken. Ebenfalls teilhaben lässt sie ihre  Follower an ihrem glamourösen und luxuriösen Leben. Ihr zweiter Wohnsitz ist Dubai. Auf ihren Bildern stellt sie sich selbst und ihren Körper in den Mittelpunkt. Vor allem freizügige Fotos werden von ihren Fans honoriert. Dass Madeline Mercedes großes Vorbild die Kardashians sind, wird auch auf ihren Fotos sichtbar. Der Fokus ihrer Bilder liegt selten auf ihrem Gesicht, sondern v. a. auf ihrem Körper und ihren weiblichen Rundungen.

Ersichtlich wird auf ihren Fotos auch, dass auch Madeline Mercedes die oben genannten Methoden anwendet, um sich selbst im „besten Licht“ darzustellen.

Angewinkeltes Bein und S-Förmige Körperhaltung

Blick über die Schulter und „ins Haar fassen“

Inszeniertes Lächeln und leicht geöffneter Mund

Influencer: Alexander Molz

Alexander Molz wurde am 23. August 1995 in Leverkusen geboren und wurde durch die TV-Serie „Köln 50667“ bekannt (eine Reality-Serie auf RTL II, die v. a. von jungen Erwachsenen geschaut wird). Vor seiner Fernsehkarriere arbeitete er als Animateur in Spanien. In einem Interview mit RTL beschrieb er sich selbst als „sympathisch, immer glücklich und ein offener Mensch, der eigentlich mit jedem gut zurechtkommt“. Auf seinem Social Media Kanal präsentiert er vielfältige Produktplatzierungen von Unternehmen aus dem Fitness-Bereich. Derzeitig besitzt der Influencer gut 221.000 Abonnenten auf Instagram (Stand: November 2020). Um weitere Follower zu bekommen, nahm er 2020 an der RTL-Show „Like Me – I’m famous“ teil, bei der die Reality-Stars um Likes kämpften.

Regelmäßig postet der Influencer Bilder von seinem Lifestyle. Erkennbar ist dabei v. a. seine Freizügigkeit. Auf den meisten Fotos zeigt er sich ohne Oberteil, nur mit kurzer Hose. Dabei präsentiert er gerne seine zahlreichen Tattoos, seinen muskulösen Körper und sein markantes Gesicht. Die oben genannten Methoden der Selbstinszenierung werden auf seinem Instagram Profil ersichtlich.

Im Fitnesstudio

Laufend und an einen Gegenstand gelehnt

Hände in den Hosentaschen und bei männlicher Tätigkeit

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