Ereignishorizont Digitalisierung - Angst

Warum macht Digitalisierung Menschen Angst?

Verstehen Sie, was wirklich alles passiert, wenn Sie einen Smart TV einschalten? Können Sie erklären, wie ein Amazon Fire TV Stick im Detail funktioniert? Wissen Sie, aus welchen Software- und Hardware-Komponenten ein Staubsaugerroboter besteht? Verstehen Sie, wie Daten über das Internet übertragen werden?

Technik ist eine Black-Box

Kaum ein Menschen kann diese und ähnliche Fragen beantworten. Technik ist für uns in vielen Fällen eine Blackbox. Es ist interessiert uns aber auch nicht wirklich! Wir hinterfragen Technik nicht. Oder nur sehr selten. Warum auch? Weil wir uns sagen, dass wir es eh nicht verstehen! Weil wir uns einreden, dass wir deswegen heutige technologische Komplexität gar nicht verstehen können. Schon Werner Heisenberg formulierte vor langer Zeit (damals mit Bezug auf Naturwissenschaften allgemein bzw. die Physik im Speziellen): „Nur wenige wissen, wie viel man wissen muss, um zu wissen, wie wenig man weiß.“ Recht hat er!

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Video: Wie funktioniert ein Bildschirm?

Technik macht bisher kaum Angst!

Es ist aber noch ein zweiter Effekt zu beobachten: Obwohl wir nicht wirklich genau wissen, wie Technik funktioniert, hatten wir Menschen BISHER nur vergleichsweise wenig Angst vor Technik. Auch Smart TVs, Fire TV Sticks oder Staubsaugerroboter bereiten uns keine Sorgen. Angst haben wir stattdessen vor großen Höhen, vor Krankheiten und tiefem Wasser. Auch Donald Trump und andere politische Faktoren ängstigen uns. Technik bereitete und bereitet uns dagegen bisher wenig Kopfschmerzen.

Warum ist das so?

Wir beherrschen die Technologie! Gefühlt zumindest!

WIR schalten den Smart TV ein.
WIR entscheiden wann wir Filme über Amazon schauen.
WIR freuen uns geradezu, wenn ein kleiner helfender Roboter uns beim Saubermachen hilft.

Doch zuletzt ändert sich diese Situation!

Ein Paradigmenwechsel führt jetzt aber zunehmend zu Angst!

Tatsächlich nimmt die Anzahl an Menschen rapide zu, die regelrecht Angst vor der Digitalisierung haben. Vor Algorithmen. Vor Robotern. Vor Künstlicher Intelligenz (KI).

Frank Schmiechen schreibt in seinem Artikel treffend über die Gründe: “Der Mensch empfindet sich als Hauptdarsteller im Spiel des Lebens. Wir bilden uns ein, dass wir alles selbst entscheiden, dass wir eine Instanz sind, die die Kapitänsbinde trägt. Wie die sterbende Kohleindustrie klammern wir uns deshalb an Strukturen, die dem Tode geweiht sind. Weil wir aus diesen Strukturen ein Jahrhundert lang unser menschliches Selbstverständnis abgeleitet haben. Am Schalter sitzt der Bankangestellte und entscheidet über den Kredit. Im Krankenhaus entscheidet eine Ärztin, ob operiert wird oder nicht. In der Redaktion entscheidet ein Redakteur, welche Meldung publiziert wird. Diese Entscheidungen sollen wir an Maschinen abgeben?

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Video: Addiction to Technology is Ruining Lives – Simon Sinek on Inside Quest.

Schmiechen hat völlig recht! Die Digitalisierung macht Menschen Angst, weil wir moderner Technologie zunehmend die Freiheit geben, selbständig Entscheidungen zu treffen! Wir geben die Wählscheibe ab. Die Kapitänsbinde. Maschinen übernehmen die Entscheidungen. Entscheidungen, die unser tägliches Leben bequemer machen. Entscheidungen aber auch, die unseren menschlichen Geist zunehmend zurückdrängen!

Welchen Freiheitsgrad gestehen wir Maschinen zu?

Es ist dieser Paradigmenwechsel der Menschen Angst macht. Denn gleichermaßen wie Maschinen an Entscheidungsspielraum und Handlungsspielraum gewinnen (Denken Sie an Assistenzsysteme in Fahrzeugen), verlieren wir Menschen Kontrolle! Und dieses Gefühl der Ausgeliefertheit macht uns eben Angst!

Verschärfend kommt hinzu: Wenn Maschinen mehr Freiheit zugestanden wird, werden aus der Sicht von uns Menschen „Fehler“ passieren. Autonom fahrende Autos verursachen Unfälle. Maschinen treffen moralisch fragwürdige Entscheidungen. Soziale Aspekte bei Entscheidungen, z. B. bei der Vergabe von Bankkrediten, bleiben unberücksichtigt – da soziale Faktoren selbst für Maschinen eben noch zu schwierig zu handhaben ist.

Abbildung: Vereinfachter Angst-Index.

Je mehr Freiheit wir Maschinen zugestehen, desto mehr Angst haben Menschen.
Je weniger Freiheit wir Maschinen zugestehen, desto weniger Angst haben Menschen.

Warum hat Google seine Robotersparte Boston Dynamics wieder verkauft?
Weil die Roboter von Boston Dynamics genau diese Angst befeuern!

Warum darf Alexa, nicht ohne von einem Menschen gefragt zu werden, reden?
Weil genau dieses Verhalten die Kontrolle der Menschen hinterfragen würde!

Fänden wir es unheimlich, wenn eine Litfaßsäule plötzlich mit uns reden würde?
Die Antwort ist bei vielen Menschen: JA! NATÜRLICH!

Wenn aber die Digitalisierung wirklich bedrohlich gefährlich und böse ist, weil sie unberechenbar und unkalkulierbar und nicht mehr beherrschbar ist: Wäre es gerade deswegen nicht besser sich darüber Gedanken zu machen, welche und wie viele Freiheitsgrade man Maschinen gibt?

Die Gesellschaft muss Antworten geben!

Hier braucht die Gesellschaft Strategien. Denn wie schon Meister Yoda sagte: „Angst führt zu Wut, Wut führt zu Hass und Hass führt zu unsäglichem Leid!“ Angst wird sich nicht vermeiden lassen. Angst darf jedoch nicht zu Wut werden!

Bedeutet: Menschen brauchen mehr denn je Orientierung!

Menschen brauchen Antworten:

Wie sehen in einer digitalisierten Welt unsere Werte aus?
Wann sind wir Zufriedenheit? Als Individuen? Als Gesellschaft?
Was sind Aufgaben in dieser digitalisierten Welt FÜR DEN MENSCHEN?

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