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Wie Influencer*innen das Essverhalten von Kindern beeinflussen

Influencer*innen sind Menschen, die Einfluss auf andere Menschen haben. Natürlich gibt es unterschiedliche Arten von Einfluss. Influencer*innen mit Millionen Fans und Follower im Internet haben dadurch Einfluss, dass sie für eine gewaltige Reichweite und Sichtbarkeit sorgen können. In den sozialen Medien sind Influencer*innen in den letzten Jahren zu einem wesentlichen Wachstumstreiber geworden. Vorreiter sind bis heute natürlich die vielen Prominenten (oder Möchte-Gern-Prominenten), in deren Leben Einblicke zu erhaschen aus der Sicht vieler normaler Menschen äußerst spannend ist. Mit Social Media steht dazu das ideale, einfache Werkzeug zur Verfügung.

Über den kritisch zu hinterfragenden Einfluss von Influencer*innen, insbesondere auf junge Mädchen, aber auch vor dem Hintergrund häufig vermittelter stereotyper Rollenbilder, wurde bereits an anderer Stelle in diesem Blog geschrieben

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Video: Wie gefährlich sind Ernährungstipps von Influencer*innen?

Ein weiteres Beispiel dazu, welchen unmittelbaren und bedenklichen Einfluss Influencer*innen haben können, zeigt ein Experiment aus 2019 von Forscher*innen der University of Liverpool (England). In ihrer Studie „Social Media Influencer Marketing and Children’s Food Intake: A Randomized Trial“ zeigen Anna E. Coates und ihre Co-Autoren, welchen Einfluss Influencer*innen auf das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen haben. Die im Fachjournal „PEDIATRIC – Official Journal of the American Academy of Pediatrics” veröffentlichte Studie zeigt, dass Kinder und Jugendliche, die Input von Influencer*innen zu UNGESUNDEN Lebensmitteln und Snacks bekommen (z. B. Fotos von ungesundem Essen auf Instagram), kurzfristig deutlich MEHR Kalorien zu sich nehmen und auch deutlich mehr UNGESUNDE (als gesunde) Lebensmittel essen – im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen, die Input von Influencer*innen zu Non-Food-Themen erhalten, also z. B. Informationen zu Themen ohne Bezug zu Lebensmitteln. In diesem Zusammenhang ebenfalls erstaunlich: Bei Kindern und Jugendlichen, die Input von Influencer*innen zu GESUNDEN Lebensmitteln bekommen war dagegen KEIN wie auch immer aussehender Effekt auf die Kalorienaufnahme oder das Essverhalten festzustellen. In anderen Worten: Influencer-Botschaften zu ungesunden Lebensmitteln werden wahrgenommen und haben unmittelbaren negativen Einfluss auf Kalorienaufnahme und Essverhalten. Botschaften zu gesunden Lebensmitteln finden dagegen keine positive Beachtung.  

Welche Absatzchancen für Lebensmittel im Influencer-Business liegen und warum auch Kinder und Jugendliche im Fokus von Influencer*innen stehen zeigt ein Beispiel aus Deutschland. So promotete der Influencer CrispyRob, der auf YouTube zu Food-Themen informiert und rund 2 Millionen Abonnenten hat, gemeinsam mit dem Produkt-Start-up LIMITD sowie Kaufland, eine neue Chips-Sorte: „ROB’s Chips“. Die auf 200.000 Stück limitierte Auflage des Snacks war bundesweit innerhalb kurzer Zeit ausverkauft. Der schon vor Verkaufsstart zu Promotionszwecken angelegte Instagram-Account war bereits 12 Stunden nach Start der reichenweitenstärkste Account einer deutschen Chips-Marke. Kaum verwunderlich, dass es heute hunderte Influencer*innen gibt, die sich an Kinder und Jugendliche richten

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