Ereignishorizont Digitalisierung - Berufsbilder

Wie die Digitalisierung Berufsbilder verändert!

Mit der Digitalisierung ändern sich die Berufsbilder und Jobprofile von hunderten Millionen von Menschen. Digitalisierung geht dabei weit über die Automatisierung der Industrieproduktion hinaus. Innovationen im Bereich Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) sind atemberaubend. Mit Robotic Process Automation (RPA) zeichnet sich bereits die Automatisierung klassischer Bürotätigkeiten ab. Gleichzeitig muss man sich klar machen: Nie wieder wird der technologische Fortschritt so langsam sein wie heute (Stichwort exponentieller technologischer Fortschritt). Ergo: Die Digitalisierung verändert auch unsere Arbeit im Allgemeinen und Berufsbilder im Speziellen – konsequent, rasant und unaufhaltbar!

Viele Berufsbilder fallen einfach weg!

Viele Berufsbilder wird es schon in wenigen Jahren nicht mehr geben. Auch Berufsbilder von denen wir typischerweise annehmen, dass diese nicht gefährdet sind!

Ein Beispiel sind Lehrer, aber auch Professoren an Hochschulen.  Es gibt schon heute Hinweise darauf, dass Dozenten zu den am meisten durch die Digitalisierung gefährdeten Spezies gehören und dass intelligente Maschinen bereits in 10 Jahren Lehrer ersetzen. Die Ursache: Auch den Lehrern rückt die KI zu Leibe und bietet Lehrern eher eine unterstützende Rolle. Das kann ich aus eigener Erfahrung nachvollziehen: Um Erstsemestern eine Programmiersprache, betriebswirtschaftliche Grundlagen oder Statistik beizubringen braucht es nicht wirklich einen Professor. Gut durchdachte und intelligente digitale Assistenten können das genauso.

Technisch gesehen ist heute bereits ein Drittel aller Berufe von intelligenten Maschinen oder Robotern ersetzbar. Auch eine Studie der beiden Oxford-Professoren Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne hat bereits in 2013 das Automatisierungspotenzial von 702 Berufen analysiert. Im Mittelpunkt der Studie stand die Frage: Wie groß ist die Gefahr, dass ein Job zukünftig von Maschinen erledigt wird. Das Ergebnis: 47 Prozent der Arbeitsplätze in den USA sind gefährdet. Als „sicher“ halten die Forscher diejenigen Jobs, die ausgeprägte menschliche Fähigkeiten verlangen – Menschenkenntnis, Verhandlungsgeschick oder Überzeugungskraft.

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Video: 15 Jobs That Will Disappear In The Next 20 Years Due To AI.

Eine aktuelle Studie von Ökonomen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OECD) zeichnet ein etwas positiveres Bild. So sind aktuell „nur“ 14 Prozent der Berufe in den untersuchten 32 OECD-Ländern gefährdet. Das heißt trotzdem: Bis zu 66 Millionen Menschen könnten in den kommenden Jahren ihre Jobs verlieren. Besonders gefährdet sind dabei junge und gering qualifizierte Menschen, beispielsweise Küchenhelfer, Reinigungs- und Hilfskräfte, Minen-, Bau- und Fabrikarbeiter, aber auch Arbeiter in den Bereichen Transport oder Landwirtschaft. Weniger gefährdet, so die OECD-Studie, sind Lehrkräfte oder Manager. Auch hier schlussfolgern die Studienmacher, ähnlich wie schon Frey und Osborne (siehe oben): Jobs, die komplex sind und einen hohen Bildungsgrad oder hohe soziale Intelligenz erfordern sind weniger gefährdet.

Berufsbilder fallen aber nicht nur weg! Viele verändern sich!

Neue Berufsbilder erfordern neue Skills!

Viele „überlebende“ Berufsbilder werden sich grundlegend ändern undandere Fähigkeiten von uns Menschen abverlangen. Eine gefragte Fähigkeit denke ich wird sein: strukturiertes und analytisches Denken. Aber auch Kreativität und unkonventionelles Denken wird einen völlig neuen Stellenwert haben. Schließlich wird auch Wissen zu komplexen Sachverhalten, z. B. zu komplexen Abläufen in einer Produktion, extrem gefragt sein. Und damit Berufserfahrung. Gut für die „alten Hasen“, schwierig für die „jungen Wilden“!

Gefragt wird an vielen Stellen aber vielleicht auch die Fähigkeit sein, eine gegebene Aufgabe nicht zu sehr zu hinterfragen. Nicht ohne Grund spricht David Graeber, Anthropologe an der London School of Economics und Kopf der Occupy-Bewegung, in seinem Buch „Bullshit-Jobs“ von einer sinnentleerten neuen Arbeitswelt: „Mir schrieb jemand, dass er 15 Jahre bei einer Bank als Effizienzexperte gearbeitet hat. Seine Aufgabe war herauszufinden, wie man überflüssige Stellen loswerden kann. Er fand heraus, dass 80 Prozent aller Arbeitsplätze in der Bank ohne Weiteres gestrichen werden können. Aber die Bank hat seine Vorschläge nie angenommen. Immer wenn er einen Vorschlag machte, bedeutete das, dass irgendwelche Manager einen Teil des Teams verlieren würden, das sie so wichtig erscheinen lässt. Also haben sie den Vorschlag blockiert. Der Mann hat irgendwann gemerkt, dass er nur da ist, damit die Bank behaupten kann, es würde sich jemand um die Unternehmenseffizienz kümmern.

Die Kernthese von Graeber: Durch die Digitalisierung wird die Herstellung von Gütern effizienter – denn man braucht einfach weniger Mitarbeiter. Dies führt aber nicht zwangsläufig zu sinkenden Beschäftigungszahlen, sondern zu einer Ausweitung administrativer Jobs und Managertätigkeiten. Viele dieser Jobs bezeichnet Graeber jedoch als Bullshit-Jobs. Ein Bullshit-Job, so Graeber, ist ein Job, „von dem die Leute, die ihn machen, glauben: Wenn es diesen Job nicht gäbe, würde dies nicht auffallen, würden die Dinge sogar ein wenig besser“.

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Video: Andrew McAfee: Wie sehen die Jobs der Zukunft aus?

Humanistische Bildung im Zeitalter der Digitalisierung

Bedingt durch die sich ändernden Anforderungen an Arbeit und Berufsbilder ist es notwendig, und dies eher früher als später, das bei uns geltende humanistische Bildungsprinzip zu hinterfragen. Die Kernfrage ist: Bereiten die Lehrprinzipien Werner von Humboldts junge Menschen heute und v. a. zukünftig auf das vor, was die Jobs der Zukunft verlangen?

Humanistische Bildung bezeichnet ein Bildungskonzept, das die „Menschwerdung des Menschen“ durch eine umfassende Persönlichkeitsbildung in vielen unterschiedlichen Bereichen (Sprachen, Naturwissenschaften, Bildende Künste, Musik, Sport) forciert.

Die Herausforderung liegt nun darin begründet, dass die „Menschwerdung des Menschen“ im Zeitalter der Digitalisierung an vielen Stellen völlig anders verläuft als bisher. Beispiel „Strukturiertes und analytisches Denken“: Um dies zu fördern kommt der Mathematik und der Informatik eine Schlüsselrolle zu. Für den Lehrplan bedeutet dies: Mehr Mathematik! Mehr Informatik! Beispiel „Kreativität“: Um dies zu fördern kommt den Bildenden Künsten und der Musik eine Schlüsselrolle zu. Für den Lehrplan bedeutet dies: Mehr Bildende Kunst! Mehr Musik!

Andere Fähigkeiten einer klassischen humanistischen Bildung verlieren dagegen an Bedeutung: Ein Beispiel ist das Erlernen von Sprachen – in der humanistischen Bildung eine zentrale Forderung. Vielleicht ist die Beherrschung von Sprachen zukünftig gar nicht mehr notwendig! So arbeitet das New Yorker Startups Waverly Labs an einem Übersetzungs-Tool, dass über Ohrstöpsel eine Echtzeitübersetzung fremder Sprachen möglich macht. Die Gesprächspartner – zum Beispiel eine englisch- und eine deutschsprachige Person – haben je einen der Stöpsel im Ohr. Auf ihren Smartphones müssen beide die Waverly-Labs-App geöffnet haben. Sagt eine Person etwas, hört die andere Person über den Kopfhörer die Übersetzung. In Echtzeit! Auch Google bietet mit den Google Pixel Buds bereits eine Lösung für Übersetzungen in Echtzeit. Warum heute noch Sprachen lernen?

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Video: Testing earbuds that translate in real-time.

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Video: How Well Do The Google Pixel Buds Translate Languages?

Fazit

Mit der Digitalisierung ändern sich die Berufsbilder und Jobprofile von hunderten Millionen von Menschen. Digitalisierung geht dabei weit über die Automatisierung der Industrieproduktion hinaus. Die Digitalisierung verändert unsere Arbeit im Allgemeinen und Berufsbilder im Speziellen – konsequent, rasant und unaufhaltbar!

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